Hufabszess (Hufgeschwür)

Ursache: Hufabszesse sind auch heute noch ein Buch mit sieben Siegeln. Es sind viele Ursachen möglich. Zum Beispiel entstehen sie aus kleinen Zusammenhangstrennungen (abstoßen von Gewebeteilen) in der weißen Linie, die einen Teil der empfindlichen Lederhaut freilegen. Sehr trockene und dadurch rissige Hufe sind besonders gefährdet, denn in den teilweise mikroskopisch kleinen Spalten können Bakterien aufsteigen und in der Hornwand zu einer Infektion führen. Weiterhin kommt das Abstoßen von Gewebeteilen im Hufinneren in Betracht.

Treten sich kleine Steinchen in die weiße Linie, werden diese bei jedem Schritt weiter in Richtung Kronrand geschoben und können ebenfalls zu Hufabzessen führen. Anfällig sind aber auch solche Pferde, die auf kurzen Barhufen (ohne Hufeisen) laufen müssen. Ist das Horn des Tragerandes abgenutzt und sind erste Abriebspuren an Sohle und Strahl vorhanden, muss das Pferd unbedingt entweder bis zur Regeneration des Hufes aus der Reitnutzung genommen werden oder mit einem Hufschutz versehen werden.

Symptome: Ein Hufabszess ist für Pferde sehr schmerzhaft, weil Eiter unter der Hornkapsel unter Druck steht. Die Lahmheit ist deutlich ausgeprägt; oft wird das erkrankte Bein nicht belastet. Wand und Sohle des Hufes können auf “Beklopfen“ schmerzempfindlich sein. Fast immer fühlt man eine deutliche Pulsation der Blutgefäße (normal 28-40 Schläge/Minute) im Bereich des Fesselkopfes als Zeichen der Entzündung.

Die Körpertemperatur des Pferdes ist manchmal erhöht gegenüber der normalen Temperatur von 37,0-38,2 °C.
Wird der Abszess nicht umgehend geöffnet, sucht sich der Eiter seinen Abfluß entlang des geringsten Wiederstandes nach oben, und bricht nach einiger Zeit am Kronsaum, im Bereich des Saumbandes, durch.

Der Hufabszess wird durch Abdrücken des Hufes mit der Hufuntersuchungszange festgestellt und lokalisiert. Im Bereich des Abszesses ist das Pferd besonders druckempfindlich. Meistens sitzen die Eiterherde im Eckstrebenbereich oder an der Strahlspitze.

Behandlung: Das Horn wird vom Tierarzt an der schmerzempfindlichen Stelle mit dem Hufmesser abgetragen bis der Eiter abfließt. Durch die Druckentlastung geht es dem Pferd am nächsten Tag bereits besser. Bei besonders harten Hufen ist es oft nicht möglich, den Abszess gleich während der ersten Untersuchung zu finden und freizulegen. Dann wird zunächst für einen Tag ein feuchter Hufverband angelegt, der dem Pferd auch schon eine gewisse Erleichterung bringt. Durch die Feuchtigkeit des Verbandes wird die Hufsubstanz weicher und eine genauere Lokalisierung ermöglicht. Diese Maßnahme kann auch vom Pferdehalter bereits vor dem Besuch des Tierarztes ergriffen werden.
Durch das Abtragen des Hornes wird die empfindliche Huflederhaut im Bereich des Abszesses freigelegt. Bis zur vollständigen Abtrocknung und Heilung ist ein Verband anzulegen und zunächst täglich zu wechseln. Er schützt die Lederhaut nicht nur vor Verschmutzung und Verletzung, sondern verhindert durch ein zusätzliches Druckpolster außerdem das Teile der Lederhaut vorfallen und das weitere Hornwachstum stören. Aus diesem Grund ist auch im Anschluß an die Behandlung fast immer ein schützendes Deckelhufeisen erforderlich.

Verschleppte Abszesse können am Kronrand durchbrechen oder weite Teile des Hornschuhs unterminieren. Dann ist die Behandlung viel aufwendiger und die Heilungsaussichten ungünstiger.

Achtung: Tetanusschutz beachten!